Stadt Haan schreibt „Brandbrief“ an ihre Mitarbeiter
Der Stadt Haan droht nach Angaben ihrer Finanzexpertin Doris Abel bereits vor Ende des Jahrzehnts die Überschuldung. Das geht aus einer Verfügung an die Mitarbeiterschaft hervor. Was noch drinsteht. Allein um die Zinsen ihrer Kassenkredite zahlen zu können, mit denen die laufenden Ausgaben gedeckt werden, muss die Stadt Haan jeden Tag 1.500 Euro in die Hand nehmen. Das geht aus einer Verfügung an die Mitarbeiterschaft hervor, die im städtischen Ratsinformationssystem zu lesen ist. Der „Brandbrief“, den Haans Stadtkämmerin Doris Abel an die städtischen Mitarbeiter geschickt hat, wertete FDP-Ratsfraktionsvorsitzender Michael Ruppert jetzt als klaren und ungeschminkten Hinweis auf die „enormen finanziellen Herausforderungen", mit denen die Stadt zu kämpfen habe. Das Schreiben könne er nur begrüßen, erklärte Ruppert in einer Pressemitteilung dazu, auch wenn er sich diesen Brief schon zwei, drei Jahre früher gewünscht hätte.
Die finanzielle Entwicklung sei „negativ mit stark steigender Tendenz", heißt es in Doris Abels Verfügung. Bereits seit 2023 reiche die Liquidität nicht mehr aus, die laufenden Ausgaben zu decken, Kassenkredite könnten nicht mehr zurückgezahlt werden, heißt es weiter. Der Zins-Aufwand allein für diese Kredite belaufe sich auf die besagten rund 1.500 Euro täglich. Geld, das an anderer Stelle fehle.Die vorhersehbar zweistelligen Jahresfehlbeträge reduzierten das städtische Eigenkapital rasant. Der Stadt Haan drohe damit, so wird Abel weiter zitiert, „bereits vor Ende des Jahrzehnts
die Überschuldung".
Die Feststellung der Kämmerin, „Um dauerhaft handlungsfähig zu bleiben, und das Ruder wieder in Richtung Haushaltsausgleich auszurichten, ist konsequent wirtschaftliches, effizientes und sparsames Handeln oberstes Gebot", könne er nur unterstreichen, sagt Michael Ruppert, ebenso die Forderung nach Einsparung durch Digitalisierung und „Hinterfragung von Arbeitsprozessen", also Entbürokratisierung.
„Sie arbeiten mit öffentlichen Mitteln“, betont Abel in ihrem Schreiben an die Mitarbeiter: „Gehen Sie damit genauso verantwortungsvoll um, wie mit Ihrem eigenen Geld. “ Während die FDP an Abels Schreiben vor allem die Tatsache lobt, dass die städtische Finanzexpertin eine Abkehr von „lieb gewordenen Haaner Standards“ fordert, kündigte die WLH an, konsequent auf interkommunale Zusammenarbeit zu setzen, um so Einsparpotenziale zu nutzen. So trafen sich jetzt die Bürgermeisterkandidaten der unabhängigen Wählergemeinschaften im Kreis Mettmann: Bernhard Osterwind (BMU-
Erkrath), Meike Lukat (WLH-Haan) und André Bär (M.U.T. - Mettmann). Fazit dieses ersten Gesprächs:
„Bürgermeisterinnen und Bürgermeister müssen für ihre Stadt brennen, Ideen haben und gesamtstrategisch auch alle Möglichkeiten der interkommunalen Zusammenarbeit nutzen und diese vorantreiben.“ Weitere Treffen mit den Kandidaten der anderen unabhängigen Wählergemeinschaften im Kreis Mettmann sind demnach bereits in Planung.
- Rheinische Post, 12.06.2025